Dr. Nicole Aringer, Dr. Armin Böhmer,
Dr. Wolfgang Cozzarini
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Facharztpraxis für Innere Medizin
mit Schwerpunkt Kardiologie
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Nierenschwäche oder Niereninsuffizienz

Die Niere ist ein Stoffwechselorgan mit der Aufgabe zur Ausscheidung von wasserlöslichen Stoffwechselabbauprodukten, in erster Linie Harnstoff. Außerdem ist sie für die Aufrechterhaltung des Säure-Basenhaushaltes und der Elektrolytspiegel zuständig. Zuletzt hat sie auch eine zentrale Stellung im Knochenstoffwechsel und bei der Blutbildung.
Aufgrund einer sehr großen Organreserve kommt es im Rahmen einer Niereninsuffizienz meist erst sehr spät zu einer schweren Störung der oben angeführten Funktionen.

Die häufigsten Ursachen einer Nierenschwäche sind unbehandelter  Bluthochdruck und Diabetes.
Seltenere Ursachen sind entzündliche Nierenerkrankungen, Medikamentennebenwirkungen (Schmerzmittel, manche Antibiotika, Kontrastmittel) und erbliche Erkrankungen.

Die Nierenschwäche entwickelt sich meist schleichend, vorerst häufig ohne wesentliche Symptome, schreitet aber, wenn sie einen gewissen Schweregrad erreicht hat, unweigerlich fort.
In späten Stadien kann es zu Übersäuerung, Harnvergiftung, Elektrolytstörungen im Blut (Kaliumanstieg), Wassereinlagerungen im Körper (Ödeme), hohem Blutdruck, Blutarmut und Knochenschwund kommen.
Im Endstadium wird die Nierenfunktion durch die Dialyse (Blutwäsche) ersetzt, sie muss zumeist dreimal pro Woche für drei bis vier Stunden durchgeführt werden.

Typische Symptome eines schwer nierenkranken Patienten sind Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Atemnot, Infektionsneigung und fahle, blasse Haut.

Es ist wichtig, eine Nierenschwäche möglichst früh zu erkennen und die Kontrolle bestimmter Laborwerte macht dies auch leicht möglich.
In weiterer Folge wird nach der/den auslösenden Ursache/n gefahndet und falls möglich eine Behandlung der Grundkrankheiten durchgeführt.

Das Fortschreiten der Erkrankung kann durch rechtzeitige Intervention deutlich verzögert werden!

Extrem wichtig ist eine optimale Einstellung von Bluthochdruck und einer evtl. bestehenden Zuckerkrankheit. (Blutdruck maximal 135/85 in Ruhe, bei vermehrter Eiweißausscheidung im Harn sogar unter 130/80).
Blutdrucksenkende Medikamente aus der Gruppe der „ACE-Hemmer" oder „AT II Blocker“ helfen dabei besonders gut, das Fortschreiten der Nierenschwäche zu verlangsamen und sind wenn möglich als Therapie vorzuziehen.

In weiter fortgeschrittenen Stadien können die Blutarmut, die Überwässerung, die Übersäuerung, die Knochenbrüchigkeit und das Ungleichgewicht der Blutsalze behandelt werden.
Engmaschige Laborkontrollen in vom Arzt festgesetzten Intervallen sind notwendig.

Ernährung bei Niereninsuffizienz:

Bei chronischer Nierenschwäche werden Stoffwechsel-Endprodukte wie Harnstoff, Kreatinin, Säure und viele andere unzureichend ausgeschieden und im Körper angereichert.
Mit entsprechender Ernährung kann dies zumindest teilweise verbessert werden.

Ziele der Ernährungstherapie bei Niereninsuffizienz sind daher:

  • Minimierung nicht ausgeschiedener Stoffwechsel-Endprodukte
  • Optimierung / Aufrechterhaltung des Ernährungszustands
  • Vermeidung von Stoffwechselkomplikationen wie renale Osteopathie (Knochenbrüchigkeit), Übersäuerung, Hyperurikämie (Gichtauslöser), usw.
  • Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung.

Die Ernährungsempfehlungen für Nierenkranke unterscheiden sich sehr von den Empfehlungen für eine gesunde Ernährung für die Allgemeinbevölkerung. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine einheitliche „Nieren-Diät“ gibt, sondern sich die Empfehlungen am individuellen Schweregrad der Niereninsuffizienz und den aktuellen Laborwerten orientieren.
Somit sollte die Ernährung stets mit dem Arzt bzw. einer Ernährungsberaterin besprochen werden.

  1. Empfehlungen zur Flüssigkeitszufuhr:
    Zur Ermittlung der Flüssigkeitszufuhr gibt es eine einfache Formel:
    Menge der aktuellen Harn-Ausscheidung plus 500ml/Tag - häufig wird auch eine Flüssigkeitszufuhr von 1,5-2l empfohlen. Extrem hohe Flüssigkeitszufuhr in kurzer Zeit bei Nierenerkrankungen wird nicht mehr empfohlen.
    Bei der Getränkeauswahl sollten Sie den Gehalt an Natrium, Kalium und Phosphat beachten!
    Geeignete Getränke (natrium-, kalium- und phosphatarm): Früchte- und Kräutertee, grüner und schwarzer Tee, Kaffee (2-3 Tassen/Tag), Limonade, Sirup (außer bei Diabetes!), Mineralwasser (< 100 mg Na/l)
    Ungeeignete Getränke (natrium-, kalium- und/oder phosphatreich): Cola, Instantgetränke (Nescafé, Cappuccino, Zitronentee), Milch, Obst- und Gemüsesäfte, Wein, Bier (auch alkoholfreies Bier)
  2. Vorsicht beim Verzehr kaliumreicher Lebensmittel:
    Bei erhöhten Kaliumwerten im Blut (> 4,8mmol/l) sollten Sie kaliumreiche Getränke und Lebensmittel nur in sehr kleinen Portionen verzehren bzw. ganz darauf verzichten; "die Menge macht`s!“
    Besonders kaliumreich sind: Obst- und Gemüsesäfte, Wein (in großen Mengen), Milch, Trockenobst (Datteln, Feigen, Rosinen), Bananen, Aprikosen, Honigmelone, Avocado, Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse (Püree, Kroketten, Pommes frites, Chips), Marzipan, Schokolade, Kakao, Schokoladenprodukte (Kakaogetränke, Schokopudding, Schokokuchen…), Müsli, Nüsse.
  3. Meiden besonders phosphatreicher Lebensmittel:
    Phosphat ist in fast allen Lebensmitteln enthalten. Mit abnehmender Nierenfunktion wird Phosphat unzureichend ausgeschieden.
    Besonders phosphatreich sind: Schmelzkäse (Streichkäse), Hartkäse, Milchpulver, Kondensmilch, Eigelb, Eipulver, Hülsenfrüchte, Nüsse, Pilze, Wurst mit Phosphatzusatz, Fisch, Backpulver, Kakao/Schokolade, Kleie, Hefe
    Getränke mit Phosphatzusätzen wie Colagetränke, Instant-Getränke, Fertigprodukte (Instanterzeugnisse, Püree- und Knödelpulver, Soßenpulver etc.), Backmischungen
  4. Empfehlungen zur Eiweißzufuhr:
    Bei einer mittelgradigen Einschränkung der Nierenfunktion und je nach Eiweißverlust über die Niere, sollte eine Eiweißbegrenzung erfolgen.  Eine kontrollierte Eiweißzufuhr kann das Fortschreiten der Niereninsuffizienz verzögern und eine Dialysetherapie aufschieben. Ein weiterer erwünschter Effekt ist die damit verbundene Senkung der Phosphataufnahme und die Verbesserung der Übersäuerung (Azidose).
    Bei einer Eiweißbegrenzung ist auf eine ausreichende Energiezufuhr und auf die Auswahl von Proteinen mit hoher biologischer Wertigkeit zu achten - daher ist eine professionelle Diätberatung unbedingt notwendig.
    Eine eiweißarme Ernährung ist nur sinnvoll, solange keine Dialysebehandlung durchgeführt wird!
  5. Tipps zur Fettauswahl:
    Eine chronische Niereninsuffizienz ist auch schon bei milder Ausprägung mit einem deutlich erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko verbunden. Fettstoffwechselstörungen stellen einen großen Risikofaktor für atherosklerotische Veränderungen dar.
    Durch die Auswahl fettarmer Produkte und die Bevorzugung pflanzlicher Fette können Sie die Blutfette günstig beeinflussen.

Zusammenfassend kann man festhalten:

Jede Nierenerkrankung kann heute durch das optimierte Zusammenwirken von PatientInnen, ÄrztInnen und DiätassistentInnen so gut beeinflusst werden, dass ein rasches Voranschreiten bzw. eine rasche Verschlechterung mit der Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie (Bauchdialyse, Haemodialyse oder Nierentransplantation) meistens verhindert wird.